Zucker schlecken nur die Kunden
Einen Kiosk zu führen, ist harte Arbeit von morgens bis
abends – In Bornum steht die Schließung bevor Von Arne Grohmann
BORNUM. Seit 1999 haben Marina und
Klaus-Dieter Grund den Kiosk in Bornum (Am Dorfe). Im nächsten Jahr wird wahrscheinlich Schluss sein. Die Grunds wünschen sich Freizeit. Ein Wort, das
Kioskbesitzer kaum kennen.
Der Kiosk in Bornum hat von Dienstag bis Sonntag von 8 bis 22 Uhr geöffnet. "Man muss immer präsent sein", sagt
Klaus-Dieter Grund, der im nächsten Jahr 65 Jahre alt wird. Zwar könne es passieren, dass tagelang kein Kunde schon morgens um 8 Uhr vor dem Kiosk steht.
Es sei aber nicht drin, die angegebenen Öffnungszeiten nicht einzuhalten, erläutert Grund. Ein Kunde, der einmal vor der verschlossenen Tür gestanden
hätte, käme nicht wieder.
Früher hatte der Kiosk an sieben Tagen während der Woche geöffnet. Aber ohne Ruhetag sei die Arbeit auf Dauer nicht zu
verkraften. Doch auch die Sechs-Tage-Woche hat ihren Preis. "Ich komme nirgends mehr hin", sagt Grund. Selten verlasse er Bornum Der Wunsch
nach mehr Freizeit sei das Hauptmotiv, warum die Grunds den Kiosk schließen wollen.
Einen Nachfolger suchen sie nicht. Der Kiosk gehört mit zum
Privathaus. Dort einen fremden Betreiber unter zu bringen, können sich die Grunds nicht vorstellen.
Während des Gesprächs mit Klaus-Dieter Grund
kommt ein Bornumer in den Kiosk. "Hast du Werner gesehen?", wird Grund gefragt. So etwas komme häufig vor Ein Kiosk im Dorf sei auch immer ein
Ort der Kommunikation. Die Grunds sind keine Ur-Bornumer. Doch die Arbeit im Kiosk erleichterte ihnen die Integration. "In Bornum waren sie alle
sehr nett", stellt Grund fest.
Der Bornumer Kiosk bietet ein bekanntes Sortiment: Tabakwaren. Spirituosen, Getränke, Knabberwaren, Süßigkeiten,
Zeitungen und Zeitschriften, einige Konserven, Brot in Tüten.
Was sich gut verkauft und was Ladenhüter sind, haben die Grunds im Laufe der
Jahre festgestellt. Einmal bekamen sie von einer größeren Firma sogar eine Mikrowelle geschenkt. Natürlich um darin die Fertiggerichte dieser Firma
aufzuwärmen. Doch die wollte in Bornum kaum einer essen. "Das ging gar nicht", erinnert sich Grund.
Einige Zeitschriften wie
"Jäger" oder "Pferdemarkt" hat Grund nur für wenige Kunden im Sortiment. Und wenn es etwas gar nicht gibt, wird die Lücke schon einmal
aus dem privaten Bestand aufgefüllt. Eine Packung Bratensoße wechselte so bereits den Besitzer.
75 Prozent des Umsatzes werden mit dem Verkauf von
Zigaretten erzielt, so Grund. Kinder dürften diese nur für ihre Eltern abholen, wenn sie eine schriftliche Einverständniserklärung vorgelegt
haben.
Auch Alkohol gebe es ohne Ausweis nicht. "Ich wollte die Rederei im Dorf vermeiden", sagt Grund. Absolute Ehrlichkeit und Vertrauen
sei wichtig bei einem Kiosk. Die Eltern sollen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder das korrekte Wechselgeld ausgezahlt bekommen.
Kann man mit
einem Kiosk Geld verdienen? "Nicht als Haupterwerb", stellt Grund klar. Bei den Banken habe ein Kioskbesitzer zudem einen ganz schlechten
Stand.
Noch ist nicht sicher, wann genau der Kiosk in Bornum schließt. "Es reicht", sagt Klaus-Dieter Grund. Und er ergänzt: "Es waren
aber auch schöne Zeiten."
Samstag, 18.11.2006
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