Henry Menzel: Das härteste Spiel seines Leben
Helmstedt
Er war lange genug Trainer, ist seit Ewigkeiten schon Schiedsrichter. Doch so etwas wie am Wochenende hat Henry Menzel
noch nicht erlebt. Braunschweiger Zeitung, 20.08.2012 ; Von Jens Neumann
Es war
Sonntagmittag, 12.30 Uhr, als Henry Menzel, zugleich auch Lehrwart im Fußball-Kreis Helmstedt, die neue Saison der 1. Kreisklasse in Bornum anpfiff. Bei
Temperaturen jenseits der 33 Grad Celsius im Schatten. In der prallen Sonne, mitten auf dem Rasen, war es noch viel wärmer. „Es ging eigentlich gar
nicht“, sagte der erfahrene Referee und schob nach: „Es wäre besser gewesen, erst am Abend zu spielen.“
Die Begegnung war aber eben zur
Mittagszeit angesetzt, fand zudem im Rahmen der Bornumer Sportwoche statt. „Was die im DFB-Pokal können, können wir auch“: Das dachte
sich jedenfalls Henry Menzel und orientierte sich am guten Beispiel von Bundesliga-Referee Felix Zwayer, der bekanntlich am Samstag im Derby zwischen
Aachen und Mönchengladbach jeweils eine Trink- und Erfrischungspause pro Halbzeit zugelassen hatte.
„Ich habe vorher mit den Kapitänen und den
Trainern gesprochen. Wir haben dann fünf Minuten Pause pro Halbzeit gemacht – ich hätte auch zehn Minuten Pause gestattet“, erklärte Henry
Menzel, der sich im Gegensatz zu den Fußballern keine weitere „Auszeit“ auf der Auswechselbank nehmen konnte. „In den letzten 20 Minuten ging dann gar
nichts mehr.
Da schaffst du die Wege nicht mehr, die Konzentration wird immer weniger. Ich war ehrlich froh, als das Spiel zu Ende war“, gab
der Unparteiische zu: „Es war trotz der Pausen nicht zu ertragen.“ Daran änderten auch die vielen Badewannen und Eimer nichts die rund ums
Spielfeld postiert waren. „Die Spieler durften zum Erfrischen jederzeit runter, ohne sich danach wieder anmelden zu müssen.“
Das Wichtigste war
für den Referee ohnehin das Wohlbefinden der Spieler. „Wenn was passiert, dann bin ich womöglich noch schuld“, zeigte Henry Menzel auf, der nach der
Partie „richtig kaputt war“ – und seinen Job hervorragend hinter sich gebracht hatte.
So wie Henry Menzel hielten es am Sonntag allerdings
auch andere Unparteiische im Kreis Helmstedt, wie Udo Anders deutlich machte. Der Trainer der SG Ochsendorf sprach den Schiedsrichtern ein dickes Lob für
ihr Verständnis auf.
„Wir hatten am Sonntag zwei Pflichtspiele bei der SG Ochsendorf – die zweite Herren um 14 Uhr, die erste Herren um 16 Uhr.
Und wie wohl jeder gemerkt hatte, waren die Temperaturen nicht gerade geeignet, um Sport zu treiben“, schilderte Udo Anders. „Was ich dann
bemerkenswert fand, war, dass beide Schiedsrichter – Dieter Kelbbasa und Karl Szczepanski – den Mannschaften pro Halbzeit eine Trink- und
Erfrischungspause von ein paar Minuten gegönnt haben. Die Spieler waren dafür sehr dankbar. Und mit großer Sicherheit war das auch sehr wichtig für die
Gesundheit der Spieler“, führte Udo Anders aus.
„Wir hatten kurz überlegt, ob wir den Spieltag absetzen – das Wetter war total
unnatürlich. Aber wir haben uns gefragt, wo die Grenze wäre“, berichtete Spielausschuss-Vorsitzender Hubert Wunsch: „Im Nachhinein hat sich aber
auch keiner großartig beschwert.“
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