Grußwort Landesbischof Müller
“Wir
wollen die Kirche im Dorfe lassen.“ Jeder von uns kennt diese Redewendung. Für manche Dorfbewohner sind diese Worte aber mehr als nur eine
Redewendung.
“Wir wollen die Kirche im Dorfe lassen.“ Hinter diesen Worten verbirgt sich für viele Menschen der Wunsch, man möge aus
ihrer Ortschaft nicht auch noch das Pfarramt und den Pastor egnehmen, nachdem seit einigen Jahren bzw. Jahrzehnten so manche bewährte Einrichtug und so
manches vertraute Gebäude im Dorf bereits nicht mehr vorhanden sind.
Für Sie in Bornum gehören die Kirche, das Pfarramt und der Pastor untrennbar zu
Ihrer Ortschaft hinzu. Die Kirche ist bei Ihnen nicht nur im Dorf geblieben, sondern sie ist – umindest was die Lage betrifft – Mittelpunkt.
Von der Bedeutung der Kirche und des Gottesdienstes hat auch Georg-Heinrich Bode, Superintendent der Königslutterschen Inspektion „bei der
Einweihung der neuerbauten Kirche zu Bornum am 1. Adventssonntage 1801“ gesprochen. Superintendent Bode erwähnte in seiner Rede nicht nur die
Vorzüge der „schönen, hellen und geräumigen Kirche“ in Bornum, deie erzu „einer der schönsten Kirchen im Lande“ zählt, sondern er verweist
auch auf die wichtige Wirkung, , die von einem öffentlichen Gottesdienst auf das Zusammenleben der Menschen ausgehen kann.
Er nennt in diesem
Zusammenhang „wahre Menschlichkeit“, „gegenseitiges Vertrauen“, „Ordnung und Sicherheit“, Trost „in Trübsalen“ und die
Befestigung „in der Hoffnung einer seligen Unsterblichkeit“. Das, was hier vor nunmehr über 180 Jahren ausgesprochen worden ist, es hat bis heute
nicht an Gewicht verloren. Das gilt für Sie in Bornum. Das gilt aber auch ganz allgemein.
Die Bewohner von Bornum haben in ihrer 850jährigen Geschichte
immer wieder neu erfahren, wie ihre besondere Situation Teil einer umfassenderen Geschichte ist. Man denke nur an die enge Beziehung zu Königslutter.
Bornum ist heute ein Ortsteil dieser Stadt. Die Beziehung zu Königslutter kommt nicht nur dadurch zum Ausdruck, dass in Geschichtsquellen Bornum oft mit
der näheren Bezeichnung „bei Lutter“, „neben Lutter“ bzw. „in richte to Luttere“ genannt wird, sondern vor allem dadurch, dass 1135 Kaiser
Lothar Ihr Dorf an das neugegründete Stift Königslutter übergab.
Aber trotz der Beziehung zu Königslutter hat sich das Gemeindeleben und
das Kirchengemeindeleben in Bornum eigenständig entwickelt. Dank dieser Eigenständigkeit haben Sie sich ein Stück Selbständigkeit bis heute bewahrt. Das
wird u.a. dadurch deutlich, dass Sie Ihre Kirche am Ort haben. Mögen Sie auch in Zukunft erfahren, wie wichtig der Gottesdienst ist und wie viel er
Ihnen in Ihrem Leben und im Zusammenleben mit anderen geben kann.
Wenn ich mit diesem Wunsch schließe, dann denke ich wiederum an die Rede
des Superintendenten Bode, in der er die Bornumer zum Gottesdienstbesuch bittet und dazu schreibt „zu dieser Bitte an Euch halte ich mich um soviel mehr
berechtigt, da die Klagen über Geringschätzigkeit und Vernachlässigung des öffentlichen Gottesdienstes so laut und allgemein sind“ .
Es
grüßet Sie herzlich mit den besten Wünschen für einen guten Festverlauf
Ihr Gerhard Müller Landesbischof
Quelle: Festschrift 1135 – 1985 Bornum am Elm
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