Turnverein Bornum e. V. 1920
Nach überstandenenn Kriegsjahren haben sich am 7. Sept. 1920 47
junge Männer zusammengefunden, um in Bornum einen Turnverein zu gründen. Unter Mithilfe des Bezirksturnwart H. Polich aus Braunschweig und des
Turnbruders August Roßmann aus Schandelah setzen sie die auf der nächsten Seite abgedruckte Schrift auf. (nicht übernommen)
Um sich Turngeräte zu
beschaffen, wurden neben den Monatsbeiträgen, die für Erwachsene 1,00 M und für Zöglinge 0,50 M betrugen, freiwillige Spenden im Verein gesammelt,
deren Abschlüsse (521,00 M bei 44 Spendern und 508,00 M bei 80 Spendern) mit „in nie geahnter Höhe“ bezeichnet wurden. Schon in der
Hauptversammlung am 16.10.20 wurde beschlossen, einen Barren für 2.200,00 M, ein Pferd für 2.200,00 M und zwei Matten für 960,00 M sofort zu kaufen und
den fehlenden Betrag möglichst in der Gemeinde zu beschaffen. Diese Sammlung in der Bornumer Bevölkerung brachte mit 1661,00 M ein beachtliches
Ergebnis.
Welche Bedeutung in jener Zeit einer Fahne beigemessen wurde, ist nicht nur daraus zu ersehen, dass auf Empfehlung des Turnrats am 2.4.21
sich der Verein durch die Bestellung eines Vereinsbanners für 2.500 DM weiter verschuldete, sondern auch aus der weiteren Behandlung dieses Vorhabens.
Nachdem die Lieferung des Banners im Januar 22 erfolgte und die endgültigen Kosten von 4.200,00 M durch einen Sonderbeitrag im Verein aufgebracht waren,
wurde, wie auch in späteren Jahren, ein Fahnenträger, sein Stellvertreter und zwei Fahnenbegleiter gewählt und die Fahnenweihe für den 14. und 15.02.22
beschlossen.
Unter der Leitung eines 16köpfigen Festkomitees wurden 10 Musiker (je 200 M / Tag) für den 1. und 6 Musiker für den 2. Tag
bestellt und folgender Festverlauf vereinbart:
- Empfang der Vereine - Abholen der hiesigen
Vereine - Aufstellen bzw. Abmarsch zum Weiheplatz - Begrüßungsprolog von Hedig
Krökel - Weiherede - Überreichung der Ehrengeschenke von den Ehrendamen -
Prolog von Liesbeth Gieseke - Überreichung durch die Vereine - Dankesrede des 1. Vorsitzenden
- Überreichung der Vereinsfahne mit Ansprache - Empfangnahme der Fahne mit Erwiderung durch den
Fahnenträger - Lied der Volksmenge: Frei und unerschütterlich - Aufstellung des Festzuges, Abmarsch
zum Spielplatz - anschließend Turnen - anschließend Ball
Sicherlich ist ein derartiger Aufwand
aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar.
Mit unseren Maßstäben gemessen, behandelten die Gründer des Vereins ihre Mitglieder außerordentlich streng,
wenn es um den Turnbetrieb ging. In den Jahren zwischen 1920 und 29 wurden jährlich in den Versammlungen Geldstrafen ausgesprochen,
Entschuldigungen verlangt, ein zusätzlicher Festbeitrag gefordert, die Eltern informiert und sogar der Ausschluß aus dem Verein festgelegt, wenn
Übungsstunden versäumt wurden.
Dazu einige Beschlüsse: Versammlung am 29.11.20. Der Turnrat hat beschlossen, das Strafgeld für jeden
unentschuldigten Turnabend für aktive Turner auf 3,00 M und für Schüler der Jugendgruppe auf 0,50 M zu erhöhen Die Entschuldigung ist nur beim Vorturner
zulässig.
Versammlung 7.1.28. Als letzter wichtiger Eschluß wurde von der Versammlung bestimmt, dass Turner, die 3 Turnabende im Monat versäumen,
rücksichtslos gestrichen werden.
Protokollarisch erfasst ist lediglich ein Ausschluß wegen Nichtbeteiligung am Turnbetrieb.
Die Satzung ist aus
der Gründerzeit nicht bekannt. Aus dem Spendenaufruf an die Bornumer Bevölkerung geht aber hervor, dass sich die Bornumer Jugend aller
Stände zusammengeschlossen hat zum Zwecke der körperlichen und sittlichen Kräftigung seiner Mitglieder, der Pflege des deutschen Volksbewußtseins und der
vaterländischen Gesinnung unter Ausschluß aller politischen Parteibestrebungen. In den politisch turbulenten 20er und 30er Jahren war dieser Grundsatz
natürlich nicht vollständig einzuhalten. Schon in der Versammlung am 3.1.25 wird den Mitgliedern der Vereinigung Schwarz-Rot-Gold die Aufnahme in den
Verein verweigert. Nach der Machtübernahme 1933 häufen sich die politischen Aussagen und der Staat beschränkt stark die Eigenständigkeit des
Vereins.
So wird zum Beispiel in der Versammlung am 21.4.33 im Anschluß an die Begrüßung zum 44. Geburtstag „unseres Volkskanzlers Adolf
Hitler“ auf denselben ein dreifaches „Gut Heil“ ausgebracht.
am 16.5.33 durch kommissarische Verfügung zur Wehrertüchtigung ein
Gepäckmarsch mit 15 Pfund angesetzt.
am 20.6.33 der in diesem Jahr erneuten Einladung des Gesangsvereins zur Erweiterung einer wahren
Volksgemeinschaft stattgegeben, nachdem zwei Jahre vorher aus politischen Erwägungen, veranlasst durch verschiedene Zwischenfälle, die Einladung
zurückgewiesen war.
am 6.2.37 ein „Sieg Heil“ dem Führer des Deutschen Reiches dargebracht.
In dieser Zeit wird der 1. Vorsitzende als
Vereinsführer und der Vorstand als Führerstab bezeichnet, die Vereinswahl durch den Kreisführer bestätigt, der Verein verpflichtet, die Fahne des
Reichsbundes für Leibeserziehung zu führen und u.a.. durch Gesetzt bestimmt, dass jeder Jugendliche nur im Verein aufgenommen werden kann, wenn er in der
Hitlerjugend Dienst tut und nur durch Befürwortung dieser Organisation auch Mitglied eines Turnvereins werden kann.
Während der Verein in seiner
Gründungsphase bis 1926 von Otto Buchheister 23 (Dorfstraße 12) als 1. Vorsitzender geleitet wurde, stand er bis zum 1. Kriegsjahr 1940 unter der Führung
von Erich Grabenhorst (Hauptstraße 1).
Der Verein pflegte im Wesentlichen Geräteturnen und gymnastische Übungen in Riegen für Jugendliche, Männer und
Frauen. Zu seinen Aktivitäten gehörte auch ein Musikzug und die Aufführung von Theaterstücken. Das traditionelle Frühstück wird laut Protokoll
erstmalig am 28.05.32 abgehalten.
Mit dem Protokoll vom 13.04.40 endet für den Verein die Vorkriegszeit. Es werden keine Beiträge mehr erhoben. In
Anbetracht der Kriegsrüstung wird der Beschluß gefasst, die Messingteile der alten Fahne in die Metallschmelze zu geben.
Mit der Versammlung am
29.10.45 beginnt das turnerische Leben in Bornum wieder. Auf seine Erfahrungen gestützt, die er sich seit 1926 in der Vorstandsarbeit erworben hat, kann
Hermann Thielemann den Verein bis 1976 leiten.
In der ihm eigenen Art führt H. Thielemann wie in der Vorkriegszeit das Geräteturnen weiter. Angeregt
durch einige Neubornumer bildet sich 1949 eine Tischtennisabteilung. Damit wird aus den Mitgliedern heraus eine Strukturveränderung im Verein
eingeleitet. Erstmals am 9.1.51 wird auf der Generalversammlung ein Faß Bier abgetrunken und diese Tradition bis heute beibehalten.
Für 10 Jahre
bis 1977 übernimmt Reinhold Renneberg das Amt des 1. Vorsitzenden im Verein. Neben der vermehrt betriebenen Leichtathletik und der Schaffung eine
Sportplatzes durch die Gemeinde wird 1973 auf Antrag von Fritz Hädelt eine Fußballabteilung ins Leben gerufen.
In der Periode von 1977 bis 83 mit
Werner Wohld als 1. Vorsitzenden bildet sich unter Rainer Gieseke eine Volleyballabteilung im Verein. Im Herbst 82 wird die Sportplatzanlage durch
ein Sportheim abgeschlossen.
Seit seiner Wahl, am 28.1.83, leitet Gerd Posenauer die Geschicke des Vereins.
Im Jahr der 850-Jahrfeier des
Ortes Bornum kann der Verein auf 65jährige Vereinsgeschichte zurückblicken, verfügt über ein breites sportliches Angebot in sechs Abteilungen, kann
sich auf gesunde finanzielle Verhältnisse stützen, verfügt über ausreichende Sportgeräte und eine vorbildliche Sportanlage und ist mit 365 Mitgliedern
ein wesentlicher gesellschaftlicher Bestandteil unseres Ortes.
Quelle: Festschrift 1135 – 1985 Bornum am Elm
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