Der Bergfried in Bornum am Elm
Der gemeinhin als Bergfried
bezeichnete romanische Wohn- und Wehrturm auf dem ehemaligen Adelshof in Bornum weist 90 cm starkes Mauerwerk auf mit kreuzgewölbten
Decken in zwei übereinander liegenden Räumen auf.
Unterhalb des ehemaligen Walmdaches befanden sich noch am Ende des 19. Jh.
Zwei romanische, ursprünglich wohl mit Teilungspfeiler oder –säule versehene Rundbogenfenster, das Dach und die Eingangstüre wurden
im 19. Jh. erneuert.
Gravierende bauliche Eingriffe im unmittelbaren Umfeld des Bergfrieds gaben neben einer fortschreitenden
Substanzverschlechterung das Erscheinungsbild dieses letzten vollständig erhaltenen mittelalterlichen Baudenkmals in Bornum stark
beeinträchtigt.
Von den alten Bewohnern des Ortes wird er noch heute liebevoll als „dä Tempel“ bezeichnet. Und die hier noch vor
wenigen Jahrzehnten wohnende Besitzerin hieß natürlich „dä ole Tempelmeyersche“. Eine seltene Form hat der auf dem früheren Adelshof
stehende Brunnen.
Der mit einer Handstange zu bedienende Brunnen weist zwei Lagen wechselseitig aufeinandergesetzte Ringsteine als
Brunnenaufsatz auf. Bei den ältesten in Bornum noch anzutreffenden Brunnen ist das Brunnenloch mit Feldsteinen ausgemauert. Erstspäter
werden auch verschieden gearbeitete Sandsteinplatten beim Brunnenbau versetzt. Noch um die Jahrhundertwende waren auf fast allen Dörfern im Kreisgebiet die
Alten Wippbrunnen zu sehen.
Sie waren ebenso malerisch wie praktisch. In Bornum hat auf dem ehemaligen Hof von Wilhelm Renneberg die
letzte Wippe des Dorfes gestanden.
Die größeren Taubentürme standen vorwiegend auf den Ackerhöfen der Dörfer. Kleinere Taubentürme waren auf
den Stallgebäuden und Scheunen als Dachreiter zu finden, die größeren standen frei auf den Höfen. Die Dachreiter wurden oft ganz oder zumindest
teilweise mit Schiefer verkleidet. Freistehende Türme wurden in Fachwerk aufgeführt. Im Erdgeschoß der größeren Türme brachte man noch die Hühner
unter. Vereinzelt befanden sich dort auch Stallungen für die Schweine. Auf dem einstigen Großkothof Weigel, Ass. Nr. 52, soll sich im letzten
Jahrhundert der letzte größere Taubenturm befunden haben. In Form einer Satteldachgaube ist er heute noch auf dem Hof Ass. Nr. 7 zu sehen.
Im
Laufe des 20. Jh. ist die regional- und ortstypische ländliche Bauweise bei der Errichtung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, wie wir sie auf den
vorangegangenen Seiten vorgestellt bekamen, gänzlich abhanden gekommen. Eine solche klima- , landschafts- und menschenbezogene Architektur
verfügte über hinreichenden Spielraum zur Berücksichtigung besonderer örtlicher und persönlicher Gegebenheiten und konnte somit ein Ortsbild mit
einer bunten Vielfalt in der Einheit schaffen. Dagegen dominiert heute bei neuen Ortsbebauungen in unserem Dorf unter dem Druck der
Marktmechanismen eine konzern- und wettbewerbsbezogene Architektur, die nur zu oft lediglich eine Uniformität und Disharmonie in der
Vielfalt leider nicht abgestimmter „Markenhäuser“ erzeugt
Quelle: Festschrift 1135 – 1985 Bornum am Elm
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