Grüner Baum und weißes Pferd
- Rückblick und Ausblick zur Ortskirchengeschichte -
Um
es gleich vorweg zu sagen: es sind zwei Wappen gemeint. Das von Bornum (mit dem Baum) ist auf der Titelseite dieser Festschrift abgedruckt; das von
Niedersachsen (mit dem Pferd) ist allbekannt: weiß auf rot. Und das Bornum alt ist, älter als jeder grüne Baum im Dorf oder im Elm, das kann sich jeder
ausrechnen. Selbst die Kirche, wie sie jetzt steht, ist jünger als die ältesten noch bestehenden Gebäude: vor etwa 200 Jahren war der Turm eingestürzt und
wurde dann auf der anderen Seite neu und sicherer wieder aufgebaut.
Gut. Aber wie ist das mit dem Pferd, dem Schimmel ? Dafür müssen wir weit in die
Geschichte zurück – noch weiter als in das Jahr 1135, in dem Bornum erwähnt wird als Schenkung an das Stift Königslutter; Bornum muß also schon
früher als Dorf bestanden haben: was es nicht gibt, kann man nicht verschenken.
Zurück also in die Geschichte, noch einmal mehr als 300
Jahre.
Im Jahre 785 mußte sich Sachsenkönig Widukind , der „Heide“, dem christlichen Erobere Karl I., dem Großen, unterwerfen, der später dann
zum Kaiser gekrönt wurde. Zu Weihnachten 785 wurde Widukind in Attigny in Frankreich getauft, Karl war sein Pate. Das Wappen Widukinds war ein schwarzes
Pferd auf rotem Grund gewesen. Zur Taufe verlieh Pate Karl ihm ein neues Wappen: das weiße Pferd, quasi vom Heidentum gereinigt.
Offiziell wurden mit
Widukinds Taufe alle seine Sachsen Christen: genau vor zwölfhundert Jahren. Noch ein Geburtstag mehr also, der hier zu feiern wäre, weil unsere Gegend
zu Widukinds christianisiertem Lebensreich dazugehörte:
1200 Jahre Kirche Niedersachsen (auf dem Papier zumindest) .
Und wir können
voraussetzen, dass Bornum, wenn es wohl mehr Jahre zählt als die 850 seiner ersten bekannten urkundlichen Erwähnung, von Anfang an ein christliches Dorf war
und mithin eine lange kirchliche Geschichte hat. Vor Köln, Trier, Worms, Speyer müssen wir uns durchaus nicht schämen. Wir waren später „dran“ die
christliche Geschichte hier ist ein bisschen kürzer, die heidnische hier in bißchen länger. Uns Lebende betrifft das nicht mehr.
Seither ist viel
Zeit vergangen. Wir wissen noch ein paar Daten und ein paar Namen. Viel mehr nicht. Das Christentum hat in der Zeit mehrfach seine Gewänder
gewechselt. Die Verhältnisse haben sich verändert. Das Dorf auch.
Egal ob 850 Jahre oder mehr: das Dorf ist auch als Kirchengemeinde lebendig. Wir
haben einen schönen Gemeinderaum in der „Schule“ einrichten können, wir bauen mit großem freiwilligen Einsatz die Friedhofskapelle aus und haben seit
Pfingsten 1985 auch wieder Kinderkirche hier. Es tut sich was in Bornum. Weil viele Leute mitmachen – auch „bei Kirchens“, und das finde ich
schön so. Ob „Kirche“ wohl wieder im Aufwind ist ?
Wir würden uns darüber freuen. Das wäre so wie ein neu grünender Baum: die Linde
im Dorfwappen, die mich immer ein bisschen an das Wort des Profeten Jeremia aus dem alten Testament erinnert:
“Gesegnet ist der Mann,
der sich auf den Herrn verlässt und dessen Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin
streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sindern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr
kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.“ (Jeremia 17, 7-8)
Im Auftrage des Kirchenvorstandes
Bernd Sledzianowski
Pfr.
Quelle: Festschrift 1135 – 1985 Bornum am Elm
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